msh-online: Drohende Naturzerstörung im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz

Probebohrung genehmigt

Der Landkreis Mansfeld-Südharz mit seinem Landrat André Schröder hat heute die von der Firma Knauf beantragten Probebohrungen im Naturschutzgebiet Questenberg genehmigt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt sich empört darüber, dass der Landkreis die Öffentlichkeit bereits vor dem offiziellen Bescheid mit einer Pressemitteilung über die Entscheidung informierte. Der Umweltschutzverband kündigt an, mit juristischen Mitteln gegen die Entscheidung vorzugehen.

Zuvor reichte der BUND Sachsen-Anhalt eine 13-seitige Stellungnahme beim Landkreis Mansfeld-Südharz ein, die umfassend darlegte, welche Folgen eine Genehmigung der Probebohrungen für die Natur, die in der Region vorkommenden Arten und die Menschen vor Ort hat.

Der BUND Sachsen-Anhalt ist durch die fachliche und finanzielle Unterstützung der Höhlen- und Karstforscher, der Gesellschaft zur Förderung des Nationalparkes Harz, der BUND-Landesverbände Niedersachsen und Thüringen sowie der BUND-Kreisverbände Westharz und Nordhausen bestens für den juristischen Weg gewappnet. Gemeinsam mit der neu gegründeten Bürgerinitiative „Pro Südharz“ machten die Verbände auf die drohende Naturzerstörung aufmerksam. Sie erneuerten ihre Forderung nach einem Ausstieg aus dem Naturgipsabbau bis 2045. Auch auf der Thüringer Seite der Gipskarstlandschaft Südharz bauen Konzerne großflächig Naturgips ab und zerstören damit weltweit einmalige Landschaften und Lebensräume.

Christian Kunz, Landesgeschäftsführer des BUND Sachsen-Anhalt: „Der Landrat André Schröder und die Umweltverwaltung des Kreises Mansfeld-Südharz verschließen die Augen vor den Notwendigkeiten zum Schutz unserer weltweit letzten verbliebenen bewaldeten Karstlandschaft. Wenn zur Verkündung der Entscheidung zu den Probebohrungen im Naturschutzgebiet Questenberg und im Biosphärenreservat mit FFH-Status die Umweltverbände nicht eingeladen werden, dann macht dies deutlich, dass die Verantwortlichen zumindest kein gutes Gefühl bei der Sache haben.“

Der BUND hat kein Verständnis dafür, dass privatwirtschaftliche Interessen einer Gipsfirma über die der Bevölkerung vor Ort und den notwendigen Natur- und Artenschutz gestellt werden. Dass das Land Sachsen-Anhalt die notwendige Anerkennung der weltweit einzigartigen Gipskarstregion als UNESCO-Biosphärenreservat beantragt und gleichzeitig ihre Zerstörung einleitet, ist ein Widerspruch in sich.

Moderne deutsche Baufirmen haben die billige Wegwerfware Gipskarton längst durch Platten aus nachwachsenden Rohstoffen oder Lehm ersetzt. Mit dem angeblich sozialen Wohnungsbau durch Gipskarton lässt Knauf die Bewohnerinnen und Bewohner im Kalten stehen, wenn nicht zusätzlich gedämmt wird. Pflanzenfaserplatten könnten sich dann als durchaus kostengünstige Alternative erweisen. Der BUND fordert, dass mehr Platten aus den Pflanzenfaserüberschüssen deutscher Landwirtschaft auf den Markt gebracht werden und zudem ein umfängliches Gipsrecycling stattfindet, beispielsweise auch im Knauf-Werk Rottleberode.

Der BUND Sachsen-Anhalt ist in enger Abstimmung mit den Menschen vor Ort und wird die Entscheidung des Landkreises nicht hinnehmen und zum Schutz der Gipskarstlandschaft Südharz den juristischen Weg beschreiten. Dazu erhält der Landesverband auch Unterstützung aus Thüringen.

Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen: „Die Natur und die Arten in der Gipskarstlandschaft Südharz kennen keine Landesgrenzen und müssen übergreifend geschützt werden. Deshalb stehen wir an der Seite der Menschen in Sachsen-Anhalt, die sich für diese einzigartige Natur einsetzen, und sichern unsere Unterstützung im Kampf gegen die beispiellose Naturzerstörung zu. Wir können nicht zulassen, dass sich die Umgebung der Menschen vor Ort in einem solchen Ausmaß verändert und damit auch deren Lebensqualität. Dauerlärm, Schwerlastverkehr und Staubentwicklung sind nur einige der Aspekte, welche bei Genehmigung neuer Abbaugebiete den Alltag der Menschen im Südharz erheblich beinträchtigen würden. Zudem fordern wir die notwendige Ausweisung des Südharzer Gipskarstes als Biosphärenreservat auch in Thüringen.“

Autor: nis

https://www.msh-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=357166

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